Um Seitennutzer, Sitzungen und onpage-events zu messen wird häufig das Tool Google Analytics verwendet. Google Analytics, oder auch kurz „GA“, existiert bereits seit November 2005. Über ein Skript, welches auf der Zielseite eingefügt wird, können Online Marketers wichtige Kennzahlen zur Seitenperformance messen. Über die Jahre hat Google den Funktionsumfang drastisch erweitert, sodass beispielsweise auch komplexe Klickpfad- und E-Commerce Analysen möglich sind. Diese erlauben es uns allgemein die Performance einer Seite und deren Online Marketing-Maßnahmen zu bewerten und letztlich zu optimieren.
Seit Oktober 2020 bietet Google neben der klassischen „UA-Property“, dem „alten Google Analytics“, ebenfalls das von Grund auf neue Messtool Google Analytics 4 (GA4) an. Aber was ist nun der Unterschied zwischen den beiden Tools? Lohnt sich ein Umstieg? Was ist der Mehrgewinn?
In unserem Beitrag stellen wir kompakt ausgewählte Neuerungen bzw. Unterschiede der beiden Tools vor und geben eine Empfehlung für Unentschlossene ab.
Anders als in UA konsolidiert GA4 einlaufende Daten in sogenannten „Datenstreams“, wobei mehrere dieser Streams für die Messung einer Website und/oder einer Smartphone-App zusammengefasst werden können. Zuvor musste in UA jeweils eine neue Property erstellt werden.
Um das volle Potenzial eines Webtrackings ausschöpfen zu können ist es häufig nötig, beispielsweise bestimmte Klick-Events des Nutzers eindeutig zu identifizieren. Während UA hier nur manuell erstellte Events berücksichtigt, ist es möglich mit einer einfachen GA4 Implementation bereits einige Dinge mehr aufzuzeichnen, ohne direkt eigene Events über den Google Tag Manager zu erstellen. Hierzu zählen unter anderem der Download von Dateien, Klicks auf externe Verlinkungen und das Scrollen des Nutzers (90% des Inhalts). In allen Fällen werden standardisierte Events gefeuert, die ebenfalls weitere Attribute wie die aktuelle Page-URL, den Dateitypen oder die Ziel-URL mit übergeben. Durch diese „Engagement-Events“ lassen sich Websites schon meist gut auf das Nutzerverhalten untersuchen-
GA4 besitzt im Unterschied zu UA leicht veränderte KPIs mit neuen Namen. Die „Bouncerate“ bzw. die Absprungrate existiert in GA4 in der veränderten Form einer „Engagement-Rate“. Diese beschreibt die Anzahl der Nutzer, die sich mit der Seite auseinandergesetzt haben und Events (neben des page_view) ausgelöst haben; sie ist also als eine Art Kehrwert der vorherigen Bounce-Rate zu interpretieren. Der Nutzer zählt ebenfalls als „engaged“, sofern er eine weitere Seite aufgerufen hat oder länger als 10 Sekunden auf der Einstiegsseite verweilt.
Grundsätzlich sind alle relevanten Kennzahlen einer UA-Property auch in GA4 zu finden. Während die UA eher Seitenaufrufe als Betrachtungsbasis verwendet, sind es bei GA4 die Nutzer und ihr bestimmtes Verhalten.
Während UA verschiedene Treffertypen wie „Seitenaufruf“ , „Transaktion“ und „Ereignis“ verwendet, wird in GA4 jeder Treffertyp als Ereignis behandelt. Ein „Seitenaufruf“ in UA wird als „page_view“ automatisch in GA4 erfasst. Diese Änderung ist jedoch eher in tiefergehenden Analysen relevant.
Ebenfalls ändert sich die Erstellung von eigenen Ereignissen: Während in UA mindestens eine Kategorie und eine Aktion bestimmt werden müssen, wird in GA4 nur ein eindeutiger Event-Name vergeben. Bei eigens über den Google Tag Manger erstellten Aktionen muss also nicht mehr wie in UA eine Anpassung vorgenommen werden. Events können mehrere Parameter mit übergeben. Mit diesen ist es möglich extrem detaillierte Analysen ohne größeren Mehraufwand durchzuführen.
Um die Frage zu beantworten, ob eine UA oder GA4 Property erstellt werden soll, müssen verschiedene Gegebenheiten betrachtet werden. Grundsätzlich empfiehlt Google bei der Erstellung eines neuen GA-Kontos in erster Linie eine GA4-Property und stellt die UA nur nach expliziter Aufforderung zur Verfügung. Anders als ein Software-Update hat sich die Messstruktur von UA hin zu GA4 fundamental geändert, sodass beide Messtypen untereinander nicht kompatibel sind. Es ist davon auszugehen, dass Goolgles Weiterentwicklungsressourcen exklusiv für GA4 eingesetzt werden und die UA in Zukunft nicht weiter mit Features ausgestattet wird. Für Neu-Implementationen ist also dringlich eine GA4-Property zu empfehlen, um zukunftssicher Daten erheben zu können. Hierbei werden beide Formen von GA fast identisch auf der Seite eingebunden. Zudem sind die Analysemöglichkeiten umfangreicher, sowie effizienter umzusetzen bzw. zu verknüpfen.
Ein Sonderfall besteht bei der Nutzung von GA in Shopsystemen mit Google Enhanced E-Commerce Tracking. Für weitverbreitete Shopsysteme ist es Stand Oktober 2021 zumeist möglich direkt integrierte Implementationen oder populäre E-Commerce Plugins mit einer GA4 Property zu betreiben. Teilweise werden jedoch nur UA-Properties unterstützt. Daher sollte im Vorfeld bei Neueinrichtungen darauf geachtet werden, ob GA4 verwendet werden kann und im Zweifelsfall eine UA-Property (Legacy Support) eingerichtet werden.
Da GA4 erst seit einem Jahr zur Verfügung steht und erst Mitte diesen Jahrs aus der Beta-Phase gekommen ist, besteht aktuell kein akuter Handlungsbedarf bisherige Implementationen durch GA4 auszutauschen. Werden nur wenige Events beispielsweise durch den Google Tag Manger, auf der Zielseite erfasst, ist der Umstellungsaufwand eher gering und kann gewagt werden – extreme Feature-Zugewinne sind aber (noch) nicht zu erwarten. Durch die veränderte Messstruktur kann es bei stark vertrackten Seiten oder bei der Nutzung einiger Plugins, sowie fehlenden Code-Zugriff durch Agenturzusammenartbeit zu erhöhtem Aufwand kommen.
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Web Analyse